Fair Shared City.
Case Study
Stuttgart
Auftaktveranstaltung: 15. Oktober, 9 Uhr
Feldarbeit in Nairobi (Kenia): 3.-7. November
Midterms: 11. Dezember
Finals: 10. Februar
Prof. Fabienne Hoelzel, AM Lisa Dautel
Dienstag und Mittwoch, 9 bis 18 Uhr
NB 1, Räume 206 und 208
Wir beschäftigen uns in diesem Semester mit dem Konzept der Fair Shared City. Die Stadt Stuttgart dient uns dabei als Fallbeispiel für eine intensive Recherche, die Auseinandersetzung mit der räumlichen Dimension des Konzepts sowie die Entwicklung visionärer Zukunftsbilder.
Viele unserer Städte wurden in der Vergangenheit von und für den arbeitenden, körper-lich gesunden Mann zwischen 15 und 60 Jahren entworfen. Die Wiederaufbaubestrebungen nach dem Zweiten Weltkrieg stellten mit ihren autozentrierten, funktionsgetrennten und monofunktionalen Ansätzen das traditionelle Bild der Kleinfamilie in den Mittelpunkt. Der Mann verlässt als Versorger der Familie morgens das Haus, pendelt mit dem Auto zur Arbeit und kehrt abends zurück. Die Lebensrealität von Frauen und anderen Akteur*innen der Gesellschaft wurde dabei weitgehend ignoriert. Die Stadt Stuttgart ist ein Paradebeispiel für diese (historische) Entwicklung. Zugleich ist sie ein Ort mit großem Potenzial, den Stadtraum künftig gerechter zu gestalten.
Wie würden unsere Städte aussehen, wenn sie in ihrer Gestaltung auf die Bedürfnisse aller Menschen eingehen würden, insbesondere von Frauen, Kinder und Senior*innen?
Die Konzepte der Fair Shared City, der Caregiver und der Caretaker bilden das theoreti-sche Fundament unseres Studios. Die Fair Shared City beschreibt eine Stadt, die für alle zugänglich, bezahlbar und demokratisch gestaltet ist. Besonders der Aspekt der räumlichen Gerechtigkeit ist für Planer*innen von zentraler Bedeutung. Daneben spielen auch soziale, ökologische und digitale Gerechtigkeit eine Rolle.
Das Caregiver und Caretaker-Konzept basiert auf der Erkenntnis, dass wir alle im Laufe unseres Lebens sowohl auf Sorge angewiesen sind als auch Sorge für andere überneh-men. Auch wenn Care-Arbeit nach wie vor überwiegend von Frauen geleistet wird, schließt das Konzept selbstverständlich alle Geschlechter ein. Ziel ist es, eine Stadt zu entwerfen, die auf die Bedürfnisse und den Alltag von Caregivers und Caretakers reagiert. So entsteht eine lebenswertere Umgebung für alle.
Inhalt des Studios ist es, diese beiden Konzepte einzuführen, zu verstehen, zu definieren und anzuwenden. In einem ersten Schritt werden wir Leitlinien und Definitionen entwi-ckeln, die die räumlichen Qualitäten der oben erläuterten Konzepte beschreiben. Im Fall der Stadt Stuttgart wird die Transformation bestehender Stadtstrukturen eine wichtige Rolle spielen. Diese Leitlinien werden parallel auf den verschiedenen Maßstabsebenen (Gesamtstadt und Quartier) an konkreten Orten in Stuttgart angewendet und ihre räumlichen Konsequenzen und Transformationspotenziale aufgezeigt. Neben der räumlichen Gestaltung interessieren uns auch die Prozesse, die für die Umsetzung einer Fair Shared City notwendig sind.
Die Methoden im städtebaulichen Entwerfen beinhalten den großmaßstäblichen Modell-bau, der es vermag, Struktur und Prozess abzubilden, die Szenariotechnik, das Zeichnen von Plänen und Schnitten in unterschiedlichen Maßstäben sowie das Erstellen von Colla-gen (Stimmungsbildern) und einem überzeugenden städtebaulichen Narrativ.
Die Exkursionswoche verbringen wir in Stuttgart und nutzen die Zeit für eine intensive Feldforschung in ausgewählten Gebieten, die im weiteren Verlauf des Semesters dem Fair Shared City-Konzept folgend transformiert werden. Die Methoden beinhalten Kar-tografie, Handskizzen, Videos und Interviews. Im Rahmen der Exkursionswoche werden wir auch in Austausch mit der bei der Stadt Stuttgart verantwortlichen Person für Gen-der Planning kommen. Neben einem Input zu den Leitlinien für Gender Planning innerhalb der Stadtverwaltung werden wir einen gemeinsamen Stadtspaziergang organisieren.