Fair Shared City.
Case Study
Stuttgart

Winter Semester 25 / 26
Urban design studio
ECTS 12,5

Auftaktveranstaltung: 15. Oktober, 9 Uhr
Feldarbeit in Nairobi (Kenia): 3.-7. November
Midterms: 11. Dezember
Finals: 10. Februar

Prof. Fabienne Hoelzel, AM Lisa Dautel

Dienstag und Mittwoch, 9 bis 18 Uhr

NB 1, Räume 206 und 208

Wir beschäftigen uns in diesem Semester mit dem Konzept der Fair Shared City. Die Stadt Stuttgart dient uns dabei als Fallbeispiel für eine intensive Recherche, die Auseinandersetzung mit der räumlichen Dimension des Konzepts sowie die Entwicklung visionärer Zukunftsbilder.

Viele unserer Städte wurden in der Vergangenheit von und für den arbeitenden, körper-lich gesunden Mann zwischen 15 und 60 Jahren entworfen. Die Wiederaufbaubestrebungen nach dem Zweiten Weltkrieg stellten mit ihren autozentrierten, funktionsgetrennten und monofunktionalen Ansätzen das traditionelle Bild der Kleinfamilie in den Mittelpunkt. Der Mann verlässt als Versorger der Familie morgens das Haus, pendelt mit dem Auto zur Arbeit und kehrt abends zurück. Die Lebensrealität von Frauen und anderen Akteur*innen der Gesellschaft wurde dabei weitgehend ignoriert. Die Stadt Stuttgart ist ein Paradebeispiel für diese (historische) Entwicklung. Zugleich ist sie ein Ort mit großem Potenzial, den Stadtraum künftig gerechter zu gestalten.

Wie würden unsere Städte aussehen, wenn sie in ihrer Gestaltung auf die Bedürfnisse aller Menschen eingehen würden, insbesondere von Frauen, Kinder und Senior*innen?

Die Konzepte der Fair Shared City, der Caregiver und der Caretaker bilden das theoreti-sche Fundament unseres Studios. Die Fair Shared City beschreibt eine Stadt, die für alle zugänglich, bezahlbar und demokratisch gestaltet ist. Besonders der Aspekt der räumlichen Gerechtigkeit ist für Planer*innen von zentraler Bedeutung. Daneben spielen auch soziale, ökologische und digitale Gerechtigkeit eine Rolle.

Das Caregiver und Caretaker-Konzept basiert auf der Erkenntnis, dass wir alle im Laufe unseres Lebens sowohl auf Sorge angewiesen sind als auch Sorge für andere überneh-men. Auch wenn Care-Arbeit nach wie vor überwiegend von Frauen geleistet wird, schließt das Konzept selbstverständlich alle Geschlechter ein. Ziel ist es, eine Stadt zu entwerfen, die auf die Bedürfnisse und den Alltag von Caregivers und Caretakers reagiert. So entsteht eine lebenswertere Umgebung für alle.

Inhalt des Studios ist es, diese beiden Konzepte einzuführen, zu verstehen, zu definieren und anzuwenden. In einem ersten Schritt werden wir Leitlinien und Definitionen entwi-ckeln, die die räumlichen Qualitäten der oben erläuterten Konzepte beschreiben. Im Fall der Stadt Stuttgart wird die Transformation bestehender Stadtstrukturen eine wichtige Rolle spielen. Diese Leitlinien werden parallel auf den verschiedenen Maßstabsebenen (Gesamtstadt und Quartier) an konkreten Orten in Stuttgart angewendet und ihre räumlichen Konsequenzen und Transformationspotenziale aufgezeigt. Neben der räumlichen Gestaltung interessieren uns auch die Prozesse, die für die Umsetzung einer Fair Shared City notwendig sind.

Die Methoden im städtebaulichen Entwerfen beinhalten den großmaßstäblichen Modell-bau, der es vermag, Struktur und Prozess abzubilden, die Szenariotechnik, das Zeichnen von Plänen und Schnitten in unterschiedlichen Maßstäben sowie das Erstellen von Colla-gen (Stimmungsbildern) und einem überzeugenden städtebaulichen Narrativ.

Die Exkursionswoche verbringen wir in Stuttgart und nutzen die Zeit für eine intensive Feldforschung in ausgewählten Gebieten, die im weiteren Verlauf des Semesters dem Fair Shared City-Konzept folgend transformiert werden. Die Methoden beinhalten Kar-tografie, Handskizzen, Videos und Interviews. Im Rahmen der Exkursionswoche werden wir auch in Austausch mit der bei der Stadt Stuttgart verantwortlichen Person für Gen-der Planning kommen. Neben einem Input zu den Leitlinien für Gender Planning innerhalb der Stadtverwaltung werden wir einen gemeinsamen Stadtspaziergang organisieren.

Architektur
und
Ethik

Winter Semester 25 / 26
Städtebautheorieseminar
ECTS 5

Prof. Dr. Ole W. Fischer, Prof. Fabienne Hoelzel

Kick-off und Aufgabenverteilung: Do, 16.10., 9 Uhr
Block 1: Do, 23.10., 9–13Uhr
Block 2: Do, 27.11., 9–13 Uhr
Block 3: Do, 18.12., 9–13 Uhr
Block 4: Do, 22.01., 9–13 Uhr
Block 5: Do, 12.02., 9–13 Uhr

NB 1, Raum 208

Lektüre der Texte, Referat zu einem der Themen von 30min und schriftliche Ausarbeitung (bis 28.02.26) von mindestens 5 Seiten, aktive Mitarbeit, Diskussion

Das Seminar beschäftigt sich mit den ethisch-moralischen Implikationen von Architektur und Städtebau sowie der Rolle der Architekt*innen. Es geht um die Frage(n), wie Architektur gesellschaftliches Verhalten beeinflusst, wie sie zur Gestaltung einer gerechteren und nachhaltigeren Gesellschaft beitragen kann und welche Verantwortung Architekt*innen gegenüber der Gesellschaft, dem Planeten und gegenüber ihren Auftraggeber*innen haben.

Thematisch sind die 5 Blöcke jeweils einem Überthema gewidmet – Ökologie, Gerechtigkeit, Politik – und deren Rückbindung auf das Handeln von Architekt*innen in den jeweiligen Kontexten (Bauaufgabe, Bauherrschaft, Finanzierung, Nutzung, Material, Konstruktion, Impuls für die eigene Disziplin, etc.). Diese Fragen werden durch ausgewählte Texte und Positionen thematisiert, anhand von Fallbeispielen auf konkrete Zielkonflikte in der Konzeption und Umsetzung von Architektur und Städtebau übertragen, um dann im Seminar kritisch diskutiert zu werden.

Erwartet wird die Bereitschaft, sich mit Texten der Ethik auseinanderzusetzen, im Rahmen des Seminars ein 30min Referat zu einem der vorgeschlagenen Themen zu übernehmen und schriftlich auszuarbeiten, sowie aktiv, aufgeschlossen und respektvoll an der Diskussion teilzunehmen.

Struktur und Termine:

Kick-off und Aufgabenverteilung: Do, 16.10., 9 Uhr

Block 1: Do, 23.10., 9–13Uhr – Einführung; Was heißt (ethisches) Handeln in der Architektur?
Block 2: Do, 27.11., 9–13 Uhr – übergeordnetes Thema: Ökologische Krise
Block 3: Do, 18.12., 9–13 Uhr – übergeordnetes Thema: (Globale) Soziale Ungerechtigkeit
Block 4: Do, 22.01., 9–13 Uhr – übergeordnetes Thema: Macht oder Demokratie/Mitbestimmung
Block 5: Do, 12.02., 9–13 Uhr – interner Referenzrahmen der Disziplin und Abschlussdiskussion: Wie kann ich als Architekt*in ethisch handeln?

Elysium

Winter Semester 25 / 26
Landschaftsarchitekturseminar
ECTS 5

LBA Dirk Meiser, freier Landschaftsarchitekt BDA

Kickoff: 30. November
10 Termine, Do 14–17 Uhr

Es scheint ein großes Bedürfnis zu sein, die grüne Außenwelt, zumindest das „schöne“ dieser Außenwelt, in die Innenwelt zu holen. Wir kennen die Beispiele:

„Natur“ im Innern von riesigen Hallen oder auf der 23. Etage eines Hochhauses, ein Ge-bäude, das aus überladenen grünen Balkonen besteht, Fassaden aus lebenden Pflanzen etc.

Dienen Pflanzen als Green-Washing von „ordinärer“ Architektur, als Deko? Oder sind sie Zeichen von Bewusstseinswandel, Bauwende? Die Loslösung der lebenden Pflanze vom gewachsenen Boden ist eine längere Entwicklung, an deren Anfang vielleicht ein Blu-mentopf stand und an deren Ende möglicherweise die unter einer künstlichen Atmosphäre erzeugte Marskolonie steht oder die künstliche Natur der Raumstation Elysium (in dem gleichnamigen Film von Neill Blomkamp).

Der Mensch möchte die Natur um sich herum, aber den kontrollierbaren ungefährlichen Teil: das beste Wetter, die angenehmste Temperatur, die beste Wachstumsbedingungen. Das war schon immer ein Streben in der Entwicklung der menschlichen Zivilisationen.
So fing Homo schon früh an, die Natur zu kultivieren, zu zähmen und sie Stück für Stück zu sich zu holen. Das begann schon mit den ersten eingehegten Gärten in Mesopotamien.
Heute baut der Homo ganze Landschaften nach unter Glasglocken, baut Skihänge auf Müllverbrennungsanlagen, Golfplätze auf Dächern, Parks auf Hochbahntrassen. Er holt die Außenwelt zu seinen Bedingungen zu sich, hebt die Trennungen auf zwischen Innen und außen, zwischen künstlich gebaut und natürlich gewachsen. Schafft er sich damit eine mit Versatzstücken der Natur ausstaffierte Bühnendekoration, nur damit er die schnöde Wahrheit dahinter nicht sehen muss, eine von der Natur losgelöste kontrollierbare gebaute Welt, die das Schmutzige, Wilde, Unkomfortable außen vor lässt oder ist dieses Phänomen ein Hinweis darauf, dass der Mensch sich wieder mehr auf die Natur einlässt, ihr mehr Raum gibt?